Route das Grandes Alpes 2014

Pfingsten stand vor der Tür-und mein Busle ebenso, ungenützt. Das Wetter war optimal.

Also.

Nach kurzer Zeit war das Busle gepackt und reisefertig.

Aber wohin?

Durch Zufall kam mir ein Bild aus dem Jahr 1975 in die Finger; es zeigte das Pelvous-Massiv in den Französichen Alpen.

Diese Schnee-und Eiswelt weit dort oben hatte mich damals fasziniert, und ich beschloss, nochmals dahin zu fahren.

 

Tag 1 (FR, 6.6.)

 

Gegen 13 Uhr ging es dann los.

Bei regem Verkehr erreichte ich gegen 16 Uhr bei schönstem Wetter das schmucke und interessante Städtchen Breisach.

Bei einem gut besuchten Lokal am Ufer des Rheins fand ich ein ruhiges Übernachtungsplätzchen.

 

Tag 2 (SA, 7.6.)

 

Gegen 8 Uhr fuhr ich auf der Autobahn Richtung Basel.

Da ich für die paar Kilometer keine Vignette kaufen wollte, verließ ich die Autobahn und lernte zum ersten Mal Basel ein wenig gründlicher kennen.

Danach ging es der Birse entlang durch den Jura nach Delemont und weiter auf kaum befahrenen Nebenstraßen über Solothurn, Biel, Lyss, Kerzers, Murten, Payerne, Moudon nach Puidoux -

und plötzlich waren sie da, die alten Bilder von 1965:

Die vielen Weinberge, mitten drin Güter und Dörfer, und unten der Genfer See.

Hatte sich wirklich nichts geändert?

Ich weiß es nicht.-

Bis jetzt war es eine anstrengende Kurbelei gewesen, aber jetzt ging`s richtig los: Stau ohne Ende, als ob die ganze Südschweiz unterwegs wäre.

Hunderte von Bikern-motorisiert oder nur pedalisiert- drängten sich durch Vevey und Montreux und rund um den See.

Umleitungsbedingt musste ich über Aigle fahren und erreichte so nach einer strapaziösen Fahrt auf der schmalen und schlechten Straße am Südufer des Genfer Sees ("Lac Leman")

erst gegen 17 Uhr nach Durchfahrt des mondänen Evian-les-Bains mein Tagesziel Thonon-les-Bains.

Dieses etwas hektische Städtchen gilt als Auspunktspunkt der Tour, die ich mir vorgenommen hatte: Route des Grandes Alpes.

Da ich mich in dem Städtchen nicht wohl fühlte und das Wetter so schön war, nahm ich gleich die erste Etappe dieser 17-Pässefahrt in Angriff.

Nach einem recht leichtem Einstieg ging es dann doch flott nach oben und über Saint-Jean-d`Aulps erreichte ich gegen 18 Uhr Morzine-Avoriaz, wo ich einen kleinen Zeltplatz fand.

Fazit dieses Tages:

10 Stunden Fahrt für knapp 300 km sagt schon alles.

Entschädigt für die harte Kurbelei wurde ich durch schöne Landschaften und schmucke Dörfer, optimiert durch wunderschönes Wetter.

 

Tag 3 (SO, 8.6.)

 

Nach einer ruhigen Nacht fuhr ich gegen 8 Uhr über Taninges, Cluses, Megeves nach Albertville-teilweise auf Schnellstraßen.

Jetzt ging es wieder bergauf.

Über Moutiers, Aime, Bourg-St.Maurice erreichte ich gegen 14 Uhr Val d`Isere.

Ich war heilfroh, denn der Verkehr war mörderisch gewesen.

Unzählige Autos und vor allem Motorradfahrer beherrschten die Passstraße, dazwischen immer wieder ganze Pulks von Radfahrern.

Alle wollten zum oder kamen vom Col d`Iseran.

Am Ortseingang entdeckte ich eine große Wiese, direkt am Ufer der Isere.

Auf ihr verbrachte ich einen sonnigen Nachmittag.

Gegen Abend fuhr ich näher zum Fluss, da ich unsicher war, ob der Verkehrslärm nachts nicht störend wirken könnte.

 

Tag 4 (MO, 9.6.)

 

Außer dem Rauschen der Isere war in der Nacht nichts wahrzunehmen, so dass ich gut erholt gegen 9 Uhr wieder starten konnte, denn der erste große Pass wartete.

Mit grandiosen Ausblicken auf die noch schneebedeckten Berge, wiederum wunderschönem Wetter und - ganz überraschend -

nahezu ohne Verkehr (der Pfingstmontag ist in Frankreich normaler Werktag) ging es auf guter Straße hinauf zum Col d`Iseran.

In 2770 m Höhe setzte mich in die Sonne, genoss das wunderbare Panorama und fotografierte - genau wie vor 40 Jahren - die Pass-Infotafel.

Die Fahrt hinunter ins Tal verlief ebenso problemlos wie die Auffahrt, und so war ich gegen 13 Uhr in Lanslevillard, wo ich einen kleinen Zeltplatz entdeckte.

Die 2 Kinder der Platzbesitzerin versuchten vergeblich, ihre Mama aus dem Bett zu bekommen und mir die Schranke zu öffnen; vor 15 Uhr ging nichts bei ihr.

So fuhr ich auf gut ausgebauten Straßen über Lanslebourg und Modane nach St.Michel d. M.

Dort begann die Passtraße hinauf zu meinem nächsten großen Pass - dem Col du Galibier.

Wie aus dem Nichts waren sie alle wieder da - Autos, Biker und Radler.

Es wurde eine anstrengende Fahrt, denn gleich hinter St.Michel d.M. erreichte die Straße nach 10 km die Höhenmarke von 1700 m.

Das war nur möglich, wenn man viele und kleine Serpentinen verwendete. Also war wieder Kurbeln angesagt.

Nach einem etwas flacheren Zwischenstück von Valloire bis bis ca. 10 km vor der Passhöhe

ging es dann wieder steil hinauf, bis bei 2642 m der Scheitelpunkt erreicht wurde.

Im Gegensatz zum Col d`Iseran, der mit einer großen, weiten Fläche sehr großzügig alle Platzansprüche befriedigt, geht es auf dem Galibier sehr eng zu,

und man kann froh sein, einen Flecken zum Parken zu finden.

Beim Col d`Iseran kam mir alles etwas sanfter und harmonischer vor - schon die Auffahrt ist gesäumt von Blumenwiesen und Almen, und dazu ein herrliches Panorama.

Im Gegensatz dazu der Galibier.

Im mittleren und oberen Teil der Anfahrt sind nur Geröll-und Schutthalden zu sehen, weiter zur Passhöhe noch viel Schnee und kein umfassender Rundblick.

Da ein kühler Wind wehte, und dicke Wolken die Sonne verdeckten, fuhr ich die paar Kilometer zum Col du Lautaret hinunter und stellte mich zu einigen anderen Womos.

Ein Gewitter mit etwas Regen ermunterte nicht zur Weiterfahrt.

 

Tag 5 (DI, 10.6.)

 

Bei Sonnenschein fuhr ich gegen 8 Uhr das Tal hinunter und machte mehrmals Halt, um das  mächtige und imposante Massiv der Meije zu bewundern,

das mich bereits vor 40 Jahren beeindruckt hatte.

Vorbei an L`Alpe d`Huez erreichte ich Vizille und mogelte mich dann bei dichtem Verkehr an Grenoble vorbei auf kleinen Seitenstraßen in Richtung Chambery.

Dort bog ich ab, fuhr einige Kilometer in Richtung Albertville, kletterte dann aber steil hinauf zum Col du Frene und erreichte gegen 14 Uhr nach einer schönen Fahrt

durch ein einsames Hochtal den Campingplatz "Les Cyclamens" in dem Dörfchen Le Chatelard.

Nach einiger Zeit fand ich den Besitzer. Er war gerade dabei, den Platz für die Saison vorzubereiten. Ich war der erste - und an diesem Tag einzige - Besucher.

Gegen Abend kam wieder ein leichtes Gewitter mit etwas Regen.

 

Tag 6 (MI, 11.6.)

 

Ein wolkenlos strahlender Himmel verunsicherte mich.

Als ich einige Kilometer hinter Le Chatelard bei der Ortschaft Lescheraines ein Hinweisschild zu einem "Place de Loisir"  entdeckte, bog ich sofort ab.

Ich fand 3 kleine, idylische Seen.

Alles hier gefiel mir sofort, und ich verbrachte einige erholsame Stunden bei wunderschönem Wetter.

Gegen 17 Uhr fuhr ich wieder zurück zum "Les Cyclamens" und stellte mich auf meinen "alten" Platz.

Alles auf dem Platz war blitzsauber, an die Ruhe musste ich mich erst wieder gewöhnen.

 

Tag 7 (DO, 12.6.)

 

Das Wetter auf der geplanten Fahrtroute sah lt. Internet alles andere als gut aus, so dass ich beschloss, einen weiteren Tag hier zu verbringen.

Es hatte beinahe 30°, der Himmel war blau und wolkenlos, ein erfrischendes Lüftchen machte den Aufenthalt mehr als angenehm.

Ich merkte erst jetzt, dass die vorangegangenen 1000 km teilweiser wilder und anstrengender Kurbelei doch mehr Substanz gekostet hatten als ich mir eingestand,

und so war dieser wunderschöne "Reha-Tag" genau das Richtige.

 

Tag 8 (FR, 13.6.)

 

Gegen 10 Uhr verließ ich dieses idyllische Plätzchen, tätigte noch ein paar Einkäufe und fuhr dann über Lescheraines durch dieses breite und grüne Hochtal der Bauge bis nach Leschaux.

Jetzt ging es steil hinauf zum "Col de Leschaux" und weiter bis 1700 m zum "Cret de Chatillon".

Von hier hatte man einen tollen Blick zum "Lac du Bourget" (Aix-les-Bains) nach Süden und zum "Lac d`Annecy" nach Nordosten.

Ich legte mich noch eine Weile in die Sonne; als aber die Wolkenschleier über den Spitzen der Berge immer dichter wurden und der Wind auffrischte, fuhr ich hinunter ins Tal nach Annecy.

Ich hätte mir nochmal alte Erinnerungen an dieses schöne Städtchen wachgerufen, fand aber keinen Parkplatz.

Da ich den Trubel um Genf herum vermeiden wollte, hielt ich mich westlich, fuhr nach Bellegarde und fand dann nach einiger Sucherei den Aufstieg zum Französischen Jura.

Ich hatte - wie schon so oft bei solchen Entscheidungen - das Gefühl, dass es dort noch entspannt und originär zugehen würde.

Dem war auch so.

Durch schöne Waldlandschaften erreichte ich nach einem kurzen Anstieg die Ortschaft  Chezery Forens und einige Kilometer weiter einen wunderschönen,

einsamen Campingplatz auf einem weiten Hochplateau.

Über dem östlichen Gebirgsstock des Juras tobte ein mächtiges Gewitter, hier strahlte die Sonne, und die Wärme wurde durch eine leichte Brise gemildert,

so dass dieser "Freitag, der dreizehnte" als ein sehr angenehmer und erholsamer Tag verbucht werden konnte.

 

Tag 9 (SA, 14.6.)

 

Nach einer wiederum äußerst ruhigen Nacht verließ ich gegen 10 Uhr diesen schmucken und blitzsauberen Zeltplatz ("www.lesgeorennes.com") und fuhr hinunter ins Tal.

Der Himmel war leicht bewölkt, und es war wesentlich kühler als die Tage zuvor.

Jetzt begann eine Fahrt der besonderen Art, die erst gegen 17 Uhr auf einem Zeltplatz am Ufer des Doubs östlich von Goumois endete. Ca. 140 km in 6 Stunden.

Ich fröne schon immer der Leidenschaft, bei der Planung der Tagesetappen möglichst landschaftlich interessante und abwechslungsreiche Nebenstraßen zu benutzen.

Es dauert natürlich länger, ist umständlicher und aufwendiger, hat aber die bekannten Vorteile.

Heute hätte ich auf diese Vorliebe teilweise gerne verzichtet, denn es war auf lange Strecken sehr anstrengend.

50% der Strecke waren schmale und schmalste Sträßchen, oft ungepflastert und in sehr schlechtem Zustand. Der wenige Gegenverkehr war immer ein Problem,

oft musste einer der Protagonisten sehr weit rückwärts ahren, bis eine kleine Ausweichstelle kam.

Es ging durch abgelegen Landschaften, ab und zu durch kleinere Ansiedlungen oder an großen Bauernhöfen vorbei, viele Kilometer auch direkt am Doubs entlang. Sporadisch waren recht steile Stichstraßen zu bewältigen.

Einigemale berührte man auch kurz schweizerischen Boden.

Hier die Strecke:

Chezery Forens-Lelex-Mijoux-an St.Claude vorbei-la Cure-Les Rousses-Bois d`Amont-am Lac de Joux vorbei-nach und durch Pontarlier-Montbenoit-Morteau-Le Russey-Fournet-Goumois.

 

Tag 10 (SO, 15.6.)

 

Fahr- und verkehrstechnisch war es heute vergleichbar mit dem gestrigen Tag, zumindest bis gegen 13 Uhr.

Schon nach der Abfahrt vom Campingplatz ging es auf schmalen Serpentinenstraßen steil hinauf nach Saignelegier, wieder mal eine Stippvisite in die Schweiz.

Über St.Ursanne erreichte ich Ferrette (Frankreich) und fuhr dann über Bartenheim auf die Autobahn (A35), die ich nach einer zügigen Fahrt bei Straßburg verließ und über

Offenburg, Oberkirch, St.Peterstal und Bad Griesbach die Schwarzwaldhochstraße beim Kniebis erreichte.

Jetzt ging es auf der B 500 nach Norden.

Am Schliffkopf vorbei bog ich dann auf dem Ruhestein nach Osten ab, und wieder ging`s hinunter ins Tal.

Gegen 17 Uhr war ich wieder mal auf meinem "Stammplatz" in Baiersbronn, auf dem ich eine äußerst ruhige Nacht verbrachte.

 

Tag 11 (MO, 16.6.)

 

Gegen 9 Uhr unternahm ich noch einen kleinen Spaziergang am Sankenbach entlang und fuhr dann bei Sonnenschein in Richtung Pforzheim und nach Hause.

11 abwechslungsreiche, anstrengende und durch landschaftliche Schönheiten beeindruckende Tage waren vorüber.

 

 

Gesamtkilometer:      1864