1924: Schuldt-Ensemble begeistert Dorfjugend
Stehend von links:Hermann Scheele (Vorsitzender),
Seppel Leis, Karl Fundis, Hermann Kolb, Karl Schmidt,
In die Zeit der sogenannten "Goldenen
Zwanziger Jahre", in der nach allgemeiner Überzeugung eine ständige
wlrtschaftliche Aufwärtsentwicklung im Lande stattfand, fällt
die Gründung des Musikvereins Sulzfeld im Jahre 1924. Damit erwies
sich Berthold Schuldt als Wegbereiter in kulturellen Dingen für
sein Dorf.
Schuldt, damals 45-jährig, ein
schmächtiger Mann, war die Triebfeder, und sein Talent und Wissen
formte dieses Ensemble und führte es zu beachtlichen Leistungen.
Später charakterisierte es ein
Zeitgenosse folgendermaßen:
"Sie haben noch Musik `von Hand` gemacht".
Sie haben Jung und Alt mit ihrer Musik
beeindruckt, sogar begeistert, auch wenn Schuldt in den Proben doch mitunter
derb und grob grantelte ("Do kennsch grad uff da Sau fort!").
Notenständer flogen zwar nicht
durch die Luft, aber Schuldt geizte nicht mit weiteren Sulzfelder Kraftausdrücken.
Doch sogleich war er wieder versöhnlich
und in seinem unverwechselbaren Näselton war zu hören: "Vun vonna".
Die Musiker kannten - und achteten - ihren Dirigenten und nahmen ihm diese
gelegentlichen Ausfälle nicht übel.
Das fleißige Üben zahlte
sich aus, und die ersten gelungenen Auftritte folgen.
Ein offenes Geheimnis war es auch im Dorf, daß Schuldt und seine Musiker zu ein oder dem anderen Gläschen nicht nein sagen konnten ("Däbbele, Allegro in den Genüssen"), so daß manchmal bereits der Morgen graute, als sie sich auf den Heimweg machten. Ihrer Verbundenheit tat dies keinen Abbruch - das Gegenteil war der Fall.
Viele Veranstaltungen fanden im Schwanensaal
statt.
"Spiel auf, Musikant", war Ihr Leitspruch,
und los gings mit Modetänzen wie Marzurka, Schottisch, Rheinländer,
Walzer und Schieber.
Vor allem die Jugend war begeistert,
war dies doch etwas, das etwas Farbe in ihre doch graue Alltage brachte.
Obwohl jeder für einen Tanz 10
Pfennige berappen mußte, war der Schwanensaal immer brechend voll.
Streng wachte der Polizeidiener darüber,
dass keineTanzlustigen unter 18 Jahren den Tanzsaal betraten. Dem Ordnungshüter
fiel an einem Abend auf dem Tanzboden ein kleingewachsener, junger Mann
auf. Der Polizist sprach ihn auf sein Alter an. Der Jugendliche brauste
auf: "I bin awwer scho achzehn". Der Gendarm schnauzte ihn trotzdem an:
"Raus aus dem Tanzsaal. Wond a achzeh bisch, awwer zgloi bisch".
Auch an weiteren anderen Orten erfreuten
Schuldt und seine Musikanten viele Menschen.
Leider kam dieses fröhliche Tun
nach kurzer Zeit zum Erliegen. Die Gründe dafür sind nicht bekannt.