Schnee und Eis am Äquator

Auf dem "Dach Afrikas" - dem Kilimanjaro

 

Zertifikat

Bilder


"Auf eigene Faust zum Kilimanjaro? - Davon können wir nur abraten!"
Dass dies ohne Schwierigkeiten doch möglich ist, stellte sich erst später heraus - dazu noch zu einem Bruchteil des Agenturpreises.
Durch den neu erbauten Kilimanjaro-Airport kann man Moshi, Arusha oder Marangu - alles geeignete Ausgangspunkte für eine Kilimanjarobesteigung - relativ schnell erreichen. Aethopian Airlines, KLM, Alitalia und andere Fluglinien fliegen wöchentlich ganzjährig nach Tanzania. Natürlich kann man auch den Umweg über Nairobi, Mombasa oder Daressalam wählen, aber eine Tour zum Kili ist nur von Tanzania aus möglich.
Am nächsten Tag auf dem leicht ansteigenden Pfad die letzten Ausläufer des immergrünen Regenwaldes. Plötzlich erhebt sich der mächtige Dom des Kibo, und seine Schnee-und Eisflanken werden von den Strahlen der aufgehenden Sonne in gleißendes Licht getaucht (jahrelang schenkte man den Schilderungen der Missionare keinen Glauben und zweifelte an ihrem Verstand). Ein überwältigender Anblick!
Bei ungefähr 3000 m Höhe kommen wir in offenes Weideland. Hier sollte man sich viel Zeit nehmen, um die prächtige Flora und die Aussicht auf die weiten Steppen Tanzanias zu genießen.
Wenn man dann an diesem 2.Tag nach insgesamt 7 Stunden die Horombo-Hütte auf 3750 m erreicht, trifft man  die "Absteiger", denn sie müssen hier nochmals übernachten (hier kann es sehr "eng" werden; auf dem Rückweg mußten wir in einem Zelt übernachten). In der Nähe der Horombo-Hütte trifft die nur am Kili vorkommende Riesen-
Lobelie und das äußerst interessante Riesenkreuzkraut, das nur alle 50-70 Jahre während der Bildung eines neuen Schößlings blüht.
Welche Reisezeit ist am günstigten?
Grundsätzlich ist eine Tour auf den Kibo während des ganzen Jahres möglich, aber von Mitte April bis Ende Mai muß man mit der Großen Regenzeit rechnen, die eine Besteigung doch beeinträchtigen kann. Hauptreisezeiten sind Dezember/Januar und die Sommermonate.
Nach der Ankunft auf dem Flughafen, der Erledigung der Paß-und Zollformaltäten (lassen Sie sich keine Gebühren für nicht notwendige Impfungen abknöpfen!) sucht man sich eine Fahrgelegenheit für das ca. 2  Stunden entfernte Marangu, wo man alternativ in einem sündhaft teuren Hotel oder in einer preiswerten und sauberen Pension übernachten kann. Hier kann auch das für die Tour nicht benötigte Gepäck zurück lassen.
Am Marangu-Gate besorgt man sich einen Führer, der sich wiederum nach Trägern umsieht (mein Partner und ich hatten 1 Führer und 3 Träger). Wenn nach einiger Feilscherei alles Finanzielle geklärt ist, werden alle verschwinden, um den nötigen Proviant zu besorgen, denn die Hütten bieten keine Verpflegung. Während der Tour wird man mit einfachen, aber schmackhaften und ausreichenden (warmen) Mahlzeiten versorgt.
Nach einer ruhigen Nacht und einem reichlichen Frühstück - die Träger hatten in der Zwischenzeit Brennholz gesammelt - brechen wir gegen 8 Uhr auf. Die Vegetation wird immer spärlicher und hört dann ganz auf - immerhin hat man inzwischen 4000 m erreicht. Am letzten Wasserloch wird nochmals aufgefüllt und kurze Zeit später ist man in der "Mondlandschaft" zwischen dem Kibo und seinem etwas niedrigeren Pendant, dem Mawenzi.
Nach 8 Stunden Gehzeit ist ist die letzte Station vor dem Aufstieg erreicht, die auf 4780 m liegende massive Kibo-
Hütte. Hier ist es kalt, und manche haben gesundheitliche Probleme (Kreislauf-und Atembeschwerden). Manche kehren am Abend noch zur Horombo-Hütte zurück, andere steigen am nächsten Morgen ab. Die meisten essen eine Kleinigkeit und verkriechen sich dann früh in ihren Schlafsack, denn kurz vor Mitternacht weckt der Führer (nur er geht mit auf den Gipfel) zum Aufbruch.
Nachdem dann auch noch die Parkeintrittsgebühr bezahlt wurde, kann der Aufstieg beginnen. Um einiges vorweg-
zunehmen: Der Kilimanjaro verlangt über die Normalroute - die Marangu-Route - keinerlei bergsteigerische
Qualitäten oder Erfahrungen und kann im Normalfall von jedem Wanderer bestiegen werden. Dass trotzdem ca. 70% den Gipfel nicht erreichen, ist höhenbedingt. Die meisten leiden an Kreislaufschwäche: im schlimmsten Fall erfordert ein auftretendes Höhenödem (Lunge) den sofortigen Abtransport in niedrigere Höhen. Entscheidend für das Gelingen dürfte ein Akklimatisierungstag auf der Horombo-Hütte sein und vor allem : pole -pole (langsam-langsam). Und: sollte jemand den Gipfel nicht erreichen, hat er während der Wanderung zur Kibo-Hütte - vom tropischen ins arktische Klima - Erlebnisse und Eindrücke gesammelt, die er nicht wieder vergißt.
Seine schwankende Laterne ist für Stunden das einzige, das man wirklich wahrnimmt, bis dann gegen 6 Uhr die Sonne hinter dem Mawenzi aufgeht und ein phantastisches Panorama offenlegt. Der Eisdom des Kibo ist zum Greifen nahe, und die Pracht und Großartigkeit der Szenerie ist kaum wiederzugeben.
Der Aufstieg über die Lavahalden hat viel Energie gekostet (die dünne Luft macht zu schaffen), und die meisten "begnügen" sich mit dem Erreichen des "Gillmann-Points" auf 5685 m. Wer noch genug Reserven hat, geht noch 1 Stunde zum Uhuru-Peak, dem höchsten Punkt Afrikas (5985 m), oder steigt ins Kraterinnere ab.
Der Aufstieg beginnt also am Marangu-Gate, auf ca. 1800 m Höhe. Etwa 3-4 Stunden geht man durch dichten Regen-
wald zu der auf 2750 m liegenden Mandara-Hütte. Wie die Horombo-Hütte, wurde auch sie von Norwegern gebaut und bietet 8 Wanderern Unterkunft. Nach der Anmeldung beim "Platzwart" beginnt sofort der "Koch" unter den Trägern mit seinem Werk und nach kurzer Zeit serviert er ein schmackhaftes Essen. Auch von seinem Nachtisch aus Mango-und Ppayafrüchten bleibt nichts übrig, während sein ausgezeichneter Tee erst in größeren Höhen die entsprechende Anerkennung finden sollte. Ein kleiner Spaziergang zu dem nahegelegen Maundi-Krater rundet diesen ersten Tag ab.
Die oft große Kälte (bis -20 Grad) duldet kein langes Verweilen auf dem Gipfel, so dass man nach kurzer Zeit und einigen Bildern (wenn der Apparat nicht eingefroren ist-Batterien am Körper tragen und erst bei Bedarf einsetzen!) sich auf den Rückweg macht, der wesentlich einfacher und angenehmer ist, kann man doch den größten Teil im Lavageröll "abfahren". Nach einer kurzen Erholungspause und einem kleinen Imbiß erreicht man nach 3-4 Stunden wieder die Horombo-Hütte, auf der man die letzte Nacht am Berg verbringt.
Gegen Mittag des nächsten Tages kommt man am Ausgangspunkt der Tour an. Hier - am Marangu-Gate - erhält man sein Zertifikat über die geglückte Besteigung - auch in Afrika sind Stempel sehr wichtig - und verabschiedet sich von Führer und Trägern, wobei noch mancher Dollar und manches Kleidungsstück den Besitzer wechselt.
Aber: Jambo! Sie haben sich alles redlich verdient und uns unvergessliche Erlebnisse ermöglicht.

Eis am Äquator
Kilimanjaro von Osten

8 Tage hinterlassen Spuren

Auf dem Kilimanjaro